Cover von: Die letzte Terroristin
Amazon Preis: 14,95 €
Bücher.de Preis: 14,95 €

Die letzte Terroristin

Thriller
Buch
Broschiert, 362 Seiten

Verlag: 

ISBN-10: 

3518467808

ISBN-13: 

9783518467800

Auflage: 

1 (13.08.2018)

Preis: 

14,95 EUR
Schauplätze: 
Amazon-Bestseller-Rang: 855.742
Amazon Bestellnummer (ASIN): 3518467808

Beschreibung von Bücher.de: 

Eine Frau in den Fängen des Terrorismus, unterwegs in einer waghalsigen Mission. Ihr Zielobjekt: einer der meistgehassten Männer der wiedervereinigten Republik. Ihr Gegenspieler: ein unter Druck geratener BKA-Ermittler. In die Enge getrieben steht sie plötzlich vor einer Entscheidung, die nicht nur ihr eigenes Leben verändern wird ...

Berlin, 1991: Treuhandchef Hans-Georg Dahlmann muss die Staatsbetriebe der untergegangenen DDR in die Privatwirtschaft überführen und ist der meistgefährdete Mann nach der Wende: Verhasst im Osten, im Konflikt mit westdeutschen und internationalen Unternehmen, potenzielles Zielobjekt der RAF.

BKA-Mann Andreas Kawert ist der jüngsten Generation der Terrorgruppe auf der Spur. Hinweise verdichten sich, dass ein Attentat auf Dahlmann bevorsteht. Eine Frau rückt in den Fokus des Ermittlers. Doch ist er wirklich hinter der Richtigen her? Und wird er es schaffen, das Attentat zu verhindern?

Kriminetz-Rezensionen

Der Geist der RAF

Obwohl es schon das Jahr 1991 ist, scheint der Geist der RAF noch in den Köpfen einiger Terroristen zu leben. Der Direktor einer führenden deutschen Bank wird bei einem akribisch geplanten Attentat getötet. Alle durchgeführten Sicherheitsmaßnahmen konnten den befürchteten Anschlag nicht verhindern. Am Tatort wird ein Bekennerschreiben der RAF vorgefunden. Das Bundeskriminalamt ermittelt mit Hochdruck, da einer neuer Schlag der Organisation wahrscheinlich erscheint. Kann ein erneutes Attentat verhindert werden? Wer soll das nächste Opfer werden? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

Andre Georgi hat mit »Die letzte Terroristin« einen aus meiner Sicht faszinierenden und absolut fesselnden Polit-Thriller geschrieben. Gerade die intensive und tiefgehende Schreibweise des Autors hat mich in den Bann gezogen. Er beschreibt sehr bildreich und hautnah das Leben der Terroristen, der Fahnder und des potentiellen Opfers. Er geht dabei sehr stark auch auf die Gefühle der Protagonisten und die Auswirkungen auf das normale Umfeld dieser Menschen ein und versucht so Antworten auf die naheliegenden Fragen zu finden: Was bewegt einen Menschen sich einer organisierten Vereinigung auszuschließen, um sich notfalls auch mit Gewalt, gegen die Gesellschaft aufzulehnen? Welche Opfer sind diese Menschen bereit zu geben? Wo liegen deren Grenzen?

Die ganze Szenerie wird intensiv und authentisch beschrieben und der Autor entwickelt einen hohen Spannungsbogen allein mit der Frage, ob sich das anstehende Attentat noch verhindern lässt. Sehr gelungen aus meiner Sicht sind hierbei die beschriebenen Ermittlungsarbeiten des BKA und die akribische und von Überzeugung geprägten Vorbereitungen der RAF. So entwickelt sich ein mitreißender politischer Thriller um ein heikles Thema der deutschen Nachkriegszeit.

Insgesamt bin ich der Meinung, dass Andre Georgi die Umsetzung dieses brisanten Themas hervorragend umgesetzt hat und mit »Die letzte Terroristin« einen tollen Thriller geschaffen hat. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Die letzte Terroristin

Es ist eine Spur der Verwüstung, die die dem Thriller André Georgis den Titel gebende Hauptfigur und ihre Kumpanen hinterlassen. Sie zerstören nicht nur einzelne Menschenleben, sondern auch deren Familien. Die Familien der Täter zerbrechen ebenfalls an deren Verbrechen. Mütter, Väter, Geschwister und Kinder. Dabei versuchen sie doch alle, ein kleines Stück heile Welt für sich im Privaten zu bewahren. Der Banker, dessen Quality Time mit seiner Tochter so aussieht, dass er auf der Rückbank seines Dienstwagens ihre Hausaufgaben mit ihr bespricht. Der Treuhandvorsitzende Dahlmann, der seine Frau viel zu wenig sieht und die deshalb ihr heimisches Arbeitsbüro in seines verlegt hat, weil sie sich ihm dort näher fühlt. Sandra, die immer noch an ihre große Liebe glaubt. Sandras Mutter, die darüber verzweifelt und vergeblich grübelt, was ihre Tochter, Pfarrerstochter, in die Arme der Terroristen getrieben hat. Aber in diesem Thriller gibt es keine Überlebenden, die Seelen aller von den Taten berührten werden nicht nur deformiert, sondern zerschellen. „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ sang Rio Reiser mit „Ton Steine Scherben“, aber hier wird auch sehr viel Porzellan im persönlichen Umfeld der Protagonisten zerschlagen.

Was geschieht im Leben eines Menschen, das ihn zum Terroristen werden lässt? Ist es die Umsetzung der Sozialutopien der Eltern, die schon mit der Muttermilch aufgesogen werden? Die Gier nach dem Adrenalinausstoß, der beim Töten entsteht? Fragen, die kaum und auf keinen Fall pauschal zu beantworten sind.

Der Roman fiktionalisiert die Morde an dem Vorstandssprecher der Deutschen Bank Alfred Herrhausen (1989), den die Rezensentin wenige Monate davor während eines brillanten Vortrages an der Universität Passau erlebt hatte, und an Treuhandchef Detlef Karsten Rohwedder (1991).

Sandra Wellmann bewirbt sich um den Job der persönlichen Assistentin von Dahlmann, der im Roman die Treuhand verwaltet. Sandra hat den Job bekommen, weil sie gemeinsam mit Dahlmanns Tochter Julia studiert hat und er sie deshalb persönlich kennt. Die Treuhand war nach der deutschen Wiedervereinigung zuständig dafür, die ostdeutschen Betriebe zu verkaufen. Dahlmann versucht mit seinen Mitteln, den Ausverkauf der ehemaligen DDR-Betriebe zu verhindern. Damit macht er sich nicht nur Freunde. Dahlmann kennt zwei Gründe, warum westdeutsche Unternehmen sich für ostdeutsche Unternehmen interessieren. Der seltene Grund, weil sie wirklich am Wert der Unternehmen interessiert sind, oder weil sie den Aufbau durch die Konkurrenz verhindern wollen (S. 121)

Zu Zeiten der DDR war diese ein Ort des Untertauchens für die Mitglieder der RAF, der Stasi willkommen. In der Zeit um die „Wende“ befand sich die Rote Armee Fraktion (RAF) in ihrer dritten Generation. Zitat Seite 56: „Der innere Zirkel der RAF besteht nach Vermutungen des BKA aus ungefähr dreißig Personen … eine Terrororganisation, die sich nicht mehr in die Karten gucken lässt wie noch vor zehn Jahren.“ Trainiert wurden die in der DDR untergetauchten Terroristen in Lagern der Stasi (S. 254).

Gegenspieler Jacobi, der auch mit seinen privaten Problemen zu kämpfen hat, arbeitet in Wiesbaden im BKA. Er ist mit seinem Stab ganz nah an der letzten Terroristin, engt sie immer mehr ein. Bis sie sich wie ein gehetztes Tier im Fadenkreuz befindet.

Aber wer zieht im Hintergrund wirklich an den Fäden? Wer hatte tatsächlich ein Interesse daran, Dahlmann aus dem Weg zu räumen? Diese Spannung bleibt der Leserschaft bis zum Schluss.

Wer sind die Verlierer des dreckigen „Spiels“? Alle Beteiligten sind tot oder seelisch schwer beschädigt. Aber irgendwo im Hintergrund reibt sich jemand die gepflegten Hände, weil der Shareholder Value mal wieder gestiegen ist und gießt sich lächelnd ein Glas guten Weines ein. Einen richtig guten Wein, dessen Namen die meisten nicht kennen werden.

Ein klug durchdachter Polit- und Wirtschaftsthriller, dessen Autor bei dieser spannenden literarischen Aufarbeitung die dunklen Facetten der deutschen Wiedervereinigung aufzeigt. Immerhin stammen aus der Feder André Georgis mehrere Drehbücher für den TATORT sowie für Erzählungen Ferdinands von Schirach. Zweimal war er bereits für den Grimme-Preis nominiert und gewann den Bayerischen Fernsehpreis. Im Jahr 2017 war er Inselschreiber auf Sylt.

Unter dem Titel „Der Mordanschlag“ erscheint die Adaption fürs Fernsehen am 5. und 7. November 2018 als Zweiteiler im ZDF mit Ulrich Tukur und Petra Schmidt-Schaller in den Hauptrollen.

Die dritte Generation

Wer den etwas raueren Erzählton zu Beginn nicht so mag, keine Angst: Er setzt sich nicht in dieser Art fort. Ganz im Gegenteil: Der spezielle Stil tritt zugunsten von wunderbaren Stimmungsbildern und Beschreibungen von Umgebung und Personen etwas zurück. Vermutlich wollte man die Leseprobe hier etwas schärfen.

Der Autor kombiniert hier meisterhaft Deutschlands reale Ereignisse und Charaktere aus der Zeit nach der Wende mit fiktiven Elementen. Er verändert die Namen bekannter Persönlichkeiten, jedoch wenig am geschichtlichen Ablauf. Daher der Tipp: Erst nach dem Ende des Buches genauer recherchieren, was nun exakt wann und wo passiert ist, sonst könnte man sich Teile des Thrillers vorwegnehmen.

Dies allerdings sei wärmstens empfohlen. Es unterhält auch nach dem Ende des Romans gut, nachzulesen und selbst festzustellen, welche Figur im Buch nun welche reale Person darstellt. Manche sind sehr einfach zu finden, bei manchen ist es schwieriger. Teilweise hat Georgi – und das darf die Fiktion natürlich – auch mehrere Biografien in einem Charakter verarbeitet. So liest sich alles sehr realistisch (weil jeder Teil so oder sehr ähnlich passiert ist), ist aber dennoch kein zeitgeschichtliches Werk und hat auch gar nicht diesen Anspruch.

Abgesehen von den Taten, Opfern und Fakten die wir kennen und recherchieren, wurden auch die Theorien mit eingearbeitet, die es teilweise nach wie vor gibt. Vieles, was die dritte Generation der RAF tat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Was jedoch eindeutig ist und im Buch sehr gut herausgearbeitet wird: Von solchen Taten sind nicht nur Opfer und Täter betroffen, sie ziehen weite Kreise darüber hinaus. Wie geht es den Opferfamilien? Und vor allem: was passiert den Angehörigen der Täter, ob nun zu Recht oder zu Unrecht beschuldigt? Ein Werk, das auf vielen Ebenen zum Nachdenken anregt.