Murot und das Gesetz des Karma

Barbara Philipp & Ulrich Tukur alias Magda Wächter & Felix Murot bei der Premiere ihres neuen HR-TATORTs "Murot und das Gesetz des Karma". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der Hessen-TATORT mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle als Murot hat Standards gesetzt. Der mehrfach preisgekrönte Film Im Schmerz geboren nach dem Drehbuch von Michael Proehl war ein Meilenstein in der Geschichte des TATORTs.

Es ist eine nette Tradition, die Tatort-Folgen des HR mit Ulrich Tukur und Barbara Philipp zur Premiere beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein zu zeigen. Der HR reist dazu quasi im Mannschaftsbus an, so auch dieses Mal. Angekündigt waren: Matthias X. Oberg (Regie & Buch), Lars Hubrich (Buch), Ulrich Tukur (Schauspieler), Barbara Philipp (Schauspielerin), Thomas Schmauser (Schauspieler.), Dirk Martens (Schauspieler), Andreas Berger (Schauspieler), Jörg Himstedt (HR Redaktionsleitung), Nathalie Mischel (Cast HR), Ulrich Dautel (Produktionsleiter), Stefan Blau (Schnitt), Ana Klemmer (Schnitt), Astrid Sic (Komparserie), Max Schneider (Komparserie), Christof Söhngen (Komponist), Simon Hauck (Programm Design), Svantje Fenz (Programm Design), Charlotte Paulsen (Programm Design), Hendrik Jurich (Mischung), Henrike Lindenberger (Requisite), Maria Stähle (Komparserie), Gwendolyn Heil (Komparsenbetreuung), Kiki Köppel (Produktionsassistentin), Dunja Guastella (Redaktionsassistentin HR ), Susanne Steinbach (Assistentin HR), Carolin Schneider (Praktikantin HR) & Patricia Vasapollo (Abt.ltg. Familie + Fiktion).

Mit Murot und das Gesetz des Karma beweisen die Hessen, dass sie Tatort auch ganz konventionell können. Sie liefern eine astreine Krimikomödie, die beim Ludwigshafener Publikum, dem Applaus nach zu urteilen, ziemlich gut ankam. Dass es eine gelungene Komödie ist, ist auch das Verdienst von Thomas Schmauser, der den „guten Schurken“ so genial spielt. Seinen Chef, der gekonnt zwischen smart und böse changiert, verkörpert Philipp Hochmair.

Felix Murot hält in einem Hotel einen Vortrag über Cyberkriminalität vor Leuten aus der Versicherungsbranche. Danach wird er an einer Hotelbar von einer ziemlich cleveren Frau in ein Gespräch verwickelt. Als er am nächsten Morgen in seinem Hotelzimmer aufwacht, fehlt seine Brieftasche mit seinem LKA-Ausweis sowie die Erinnerung an den Ausgang des Abends. Was er auch nicht weiß, ist, dass im Zimmer über ihm eine Leiche liegt.

Weil er seinen Vortrag und die schmalen Nebeneinkünfte nicht beim Arbeitgeber angemeldet hatte, verheimlicht er seiner Kollegin Wächter gegenüber, ebenfalls im Hotel genächtigt zu haben. Aber er muss es ihr ja auch gar nicht mitteilen, schließlich gibt es Videoaufzeichnungen von der Hotellobby und den Fluren. Der Tote, seinem Äußeren nach an Unscheinbarkeit kaum zu toppen, wollte seinen Laptop verscherbeln. Der ist nun auch weg. Die Trickbetrügerin hat ein Duplikat von Murots Schlüssel und dringt nicht nur in seine Wohnung, sondern gleich in sein Leben ein. Währenddessen ermittelt Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp). Sie ist es auch, die Murot zu einem indischen Arzt schleppt. Der gibt ihm mit auf den Weg: "Schlechtes Karma entsteht durch den Eingriff in das Leben eines anderen."

Die Trickbetrügerin und ihre Freundin bilden ein ziemlich cleveres Duo. Ihre Attraktivität steht bei ihren Rollen nicht im Vordergrund, sie ziehen die Leute, was sehr angenehm ist, mit ihrer schlauen Coolness ab.

Wie schon in „Im Schmerz geboren“, wo er es aber selbst nicht erfahren hat, soll Murot vor vielen Jahren ein Kind gezeugt haben. Dieses Mal eben die Trickbetrügerin. Die Szene, als Murot sich mit seinem „Nachfolger“ im Leben seiner damaligen Geliebten trifft, geht akustisch unter in einem Gewitterregen, der, nach der Dürre des Sommers gleichwohl sehnlich erwartet, mit Gewalt auf das Zelt niederprasselt. Es bleiben das Bild und das Wissen, den Film bald im Fernsehen erneut anschauen zu können.

Es spielen: Ulrich Tukur, Barbara Philipp, Anna Unterberger, Thomas Schmauser, Philipp Hochmair, Dirk Martens, Yorck Dippe, Stephan Bieker, Sascha Nathan u. a. Musik: Christof Söhngen, Kamera: Max Preiss, Drehbuch: Lars Hubrich und Matthias X. Oberg, Regie: Mattias X. Oberg. Produktion und Redaktion: Erin Högerle, Jörg Himstedt, Hessischer Rundfunk (HR).

Moderator Rüdiger Suchsland lässt das Publikum beim Filmgespräch darüber abstimmen, ob Murot denn nun eine Tochter haben soll oder nicht, was für große Heiterkeit sorgt. Das Gesprächszelt ist bis auf den letzten Platz gefüllt, etliche stehen. Wenn es nicht noch immer, wenngleich weniger ergiebig, regnen würde, stünden wohl auch noch welche auf dem Weg vorm Zelt.

Natürlich sieht man die Filme dieses Festivals bald oder immerhin im nächsten Jahr im Fernsehen. Aber wo trifft man schon die Crew des Films auf dem roten Teppich, sieht mit ihnen gemeinsam im Zelt den Film und erlebt sie im Gesprächszelt und hat sogar die Möglichkeit, selbst Fragen an sie zu stellen? Das alles auch noch in der unbeschreiblichen Festival-Atmosphäre auf der Parkinsel, die man unbedingt erleben muss. Auf der Bühne nahmen fürs Filmgespräch Platz: Moderator Josef Schnelle, Schauspieler Thomas Schmauser, Schauspieler Ulrich Tukur, Regisseur Matthias X. Oberg, Schauspielerin und diesjährige Jurorin des Filmfestivals, Drehbuchautor Lars Hubrich, HR-Redakteur Jörg Himstedt und Moderator Rüdiger Suchsland. Für den Rest des HR-Teams waren die ersten beiden Sitzreihen im Zuschauerbereich reserviert.

Die Frage des Moderators Rüdiger Suchsland nach einer Timeline zum Murot wird von HR-Redakteur Jörg Himstedt verneint: „Wir leben tatsächlich von Film zu Film. Es gibt keine Kontinuität, wir versuchen, den Wahnsinn voranzutreiben und dann wieder auf die Bremse zu treten.“

Ulrich Tukur erklärt, Murot sei eine Figur, die am Rande der Existenz steht. Er ist sehr krank und seine Kollegin heißt nicht umsonst Wächter. Da könne man Dinge behandeln, die man in anderen TATORTen nicht macht, man kann auch etwas ganz Abgedrehtes erzählen.
Laut Barbara Philipp sei es wichtig, wie das entrückte Pärchen miteinander agiert. Sie sei ja sozusagen Murots Sidekick. Für Drehbuchautor Lars Hubrich ist es eine Inspiration, beim Schreiben bereits zu wissen, wer das spielen wird.

Thomas Schmauser erklärt, seine Filmfigur Xavier wolle ja unbedingt dazugehören, es sei eine Genre-Figur und keine, die man so auf der Straße antrifft. Moderator Rüdiger Suchsland bezeichnet Xavier als eine Tarantino-Figur: gerissen und gleichzeitig trottelig.

Sendetermin im Ersten: Sonntag, 25.09.22, 20:15 Uhr, Wiederholungen: Sonntag, 25.09.22,| 21:45 Uhr, ONE, Montag, 26.09.22, 02:35 Uhr, ONE, Dienstag, 27.09.22, 00:55 Uhr, Das Erste. Außerdem wird der Film in der ARD-Mediathek zu sehen sein.

Der Film ist beim Festival des deutschen Films am Rhein für den Rheingold Publikumspreis 2022 nominiert und wird nochmals sowohl am Samstag als auch am Sonntag gezeigt.

Das Festival findet vom 24. August bis zum 11. September 2022 statt. Das gesamte Programm findet ihr auf der Festivalseite Festival des deutschen Films.

Das Team des Hessischen Rundfunks in Mannschaftsbusstärke auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Thomas Schmauser spielt genial den "guten Schurken" in "Murot und das Gesetz des Karma". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Drehbuchautor Lars Hubrich, Schauspieler Thomas Schmauser, Regisseur Matthias X. Oberg, Schauspielerin Barbara Philipp und Schauspieler Ulrich Tukur auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz